Landschaftsplanung > Artenschutzprogramm Schmetterlinge im Regierungsbezirk Karlsruhe

Artenschutzprogramm Schmetterlinge im Regierungsbezirk Karlsruhe

Seit 2017

Auftraggeber: Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 56

Größe: Regierungsbezirk Karlsruhe

Erbrachte Leistungen: Populations- und Maßnahmenkontrollen, Beratung und Pflegemanagement zur Sicherung geeigneter Habitatflächen, Abstimmung mit Naturschutzverwaltung und Akteuren vor Ort, Koordination und fachliche Beratung des Falterzuchtprojekts für den Goldenen Scheckenfalter

Seit 2017 ist BHM vom Regierungspräsidiums Karlsruhe für das Artenschutzprogramm hochgradig gefährdeter und für Baden-Württemberg besonders bedeutsamer Schmetterlinge beauftragt. Ziel ist es, die Artvorkommen und ihre Lebensstätten durch konkrete Schutz- und Pflegemaßnahmen zu erhalten und zu entwickeln.

Im Rahmen von Populations- und Stichprobenkontrollen werden die Veränderungen der Falterbestände und der Lebensräume im Regierungsbezirk Karlsruhe dokumentiert. Auf dieser Grundlage werden für die betreffende Art mit der Naturschutzverwaltung und Akteuren vor Ort angepasste Maßnahmen abgestimmt und umgesetzt. Durch das Abschließen oder die Anpassung von Pflegeverträgen werden so auf vielen Flächen Überlebensnischen für bedrohte Arten geschaffen und gesichert. Die Umsetzung von Erstpflegemaßnahmen ist zudem bei der Wiederherstellung ehemaliger Populationsflächen, Ausweitung und Pflege von Lebensräumen oder Herstellung neuer Trittsteinflächen relevant. Dabei handelt es sich insbesondere um Gehölzrodungen und Zurückdrängen von Sukzession. Außerdem gewinnen Wiedervernässungsmaßnahmen wie z. B. Grabenanhebung und Bachrenaturierungen zunehmend an Bedeutung; v. a. auf Flächen, die durch die klimatischen Veränderungen verstärkt austrocken. Auch die Aussaat oder Anpflanzung von artspezifischen Raupennektarpflanzen und/oder deren Samen kann positive Auswirkungen auf die lokalen Metapopulationen haben.
Für einige Arten sind dennoch mehrere Jahre Forschung erforderlich, um die Ursachen des Rückgangs zu verstehen, bevor Pflegeempfehlungen formuliert werden können.

Jedes Jahr findet sich das Team für einen Erfahrungsaustausch mit den Kolleg*innen zusammen, die für das ASP Schmetterlinge in den angrenzenden Regierungsbezirken zuständig sind, um aktuelle Trends und Prioritätenarten zu besprechen.

Im Laufe der Projektbearbeitung konnte die gesammelte Erfahrung zudem bereits in Form eines Merkblattes für UNB und LEV festgehalten werden: Hier geht es um Pflegeempfehlungen für die Bewirtschaftung der Wiesen auf Flächen mit Vorkommen des Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris teleius und P. nausithous). Das Wissen soll somit zu allen Ebenen des Naturschutzes weitergegeben und in der Praxis umgesetzt werden. Trotz der infolge der Trockensommer bedingten Populationsverluste konnten durch die Anpassung von Mahdterminen und das Belassen von Altgrasbereichen auf einigen Flächen wieder erste Erfolge erzielt werden.

Zusätzlich wurde im Jahr 2020 ein Zuchtprojekt für den Goldenen Scheckenfalters (Euphydryas aurinia) in Kooperation mit dem Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe, dem Botanischen Garten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), dem Regierungspräsidiums Tübingen und den beiden Dipl. Biologen Erwin und Klaus Rennwald gestartet. Mittlerweile befindet sich ein Zuchtstamm in der Voliere in Karlsruhe sowie auch direkt bei bhmp in mehreren Zuchtzelten. Im Jahr 2025 gelang die Zucht erfolgreich von der Raupe über die Verpuppung bis zum Falter sowie bis zur Eiablage und Entwicklung neuer Raupen. Erste Individuen konnten bereits in freier Natur entlassen werden. Teil der Wiederansiedlung des Falters ist zudem die Suche und Sicherung bzw. Optimierung der Pflege auf neuen Trittsteinflächen. Die individuenarme und isolierte Population des Goldenen Scheckenfalters bei Baden-Baden soll damit gestützt und die Art in Baden-Württemberg nachhaltig gestärkt werden. Mehr Info zum Falterzuchtprojekt finden Sie hier.

Koordination eines Zuchtprojekts für den Goldener Scheckenfalter (Euphydryas aurinia, Foto: Erwin Rennwald)
Ausstockung von Brachebereichen mit Teufelsabbiss (Succisa pratensis) zur Sicherung der Restpopulation von E. aurinia im Sauersboschtal (Foto: Erwin Rennwald)
In der Mörscher Heide findet der Ginsterbläuling (Plebejus idas) dank optimaler Pflege Idealbereiche mit unterschiedlich alten Ginsterbeständen vor (Foto: Erwin Rennwald)
P. idas an Nektarpflanze (Foto: Erwin Rennwald)
Abstimmung vor Ort zum Pflegemanagement mit dem ASP-Betreuer vom RP
Leutturm zum Lichtfang des Rauschbeerenspanners (Arichanna melanaria, Foto: Erwin Rennwald)
Nachweis von A. melanaria im Jahr 2021 nach 27 Jahren bei Oberreichenbach (Foto: Erwin Rennwald)
Entbuschungsmaßnahmen stellen optimale Habitatbedingungen für den Kreuzenzian-Ameisenblauling (Phengaris rebeli) in Gültlingen her
P. rebeli an Nektarpflanze
Mit Eiern belegte Nahrungspflanze: Kreuzenzian (Gentiana cruciata)
Im Bereich der Populationsfläche der Haarstrangeule (Gortyna borelii) bedarf es einer an die Ansprüche der Art angepassten Bewirtschaftung
G. borelii in der Rheinaue bei Hockenheim (Foto: Erwin Rennwald)
Bohrmehlhaufen am Arznei-Haarstrang (Peucedanum officinale) weisen auf Vorkommen der Art hin
Geländebegehung mit Akteuren und Bewirtschaftern vor Ort zur Abstimmung von Pflegemaßnahmen und -verträgen
Auf Habitatflächen des Randring-Perlmutterfalters (Boloria eunomia) bedarf es einer gezielten Pflege (Foto: Erwin Rennwald)
B. eunomia am Schlangen-Wiesenknöterich (Bistorta officinalis) (Foto: Erwin Rennwald)
Pflegemaßnahmen in der Lebensstätte des Violetten Feuerfalters (Lycaena alciphron) – wie z.B. die Freistellung von Trockenmauern – sind im Rahmen des ASP-Schmetterlinge in die Wege zu leiten (Foto: Klaus Rennwald)

  • Landschaftsarchitektur
  • Rennbahnpark Frankfurt am Main

Rennbahnpark Frankfurt am Main

2016 – 2022
Mehr erfahren
  • Landschaftsplanung
  • Forschungsprojekt zur Waldbiodiversität entlang eines Bewirtschaftungsgradienten im Schwarzwald

Forschungsprojekt zur Waldbiodiversität entlang eines Bewirtschaftungsgradienten im Schwarzwald

2018 – 2021
Mehr erfahren