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Der neue Campus für die Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main

2022 · Auf Karte anzeigen

Auftraggeber: Deutsche Bundesbank

Größe: 11ha

Erbrachte Leistungen: 2. Preis

Ein grüner, nachhaltiger und zukunftsfähiger Campus, eine klare räumliche Struktur und ein zusammenhängender, multifunktionaler Freiraum sind die Kernziele des Entwurfs zum neuen Campus der Deutschen Bundesbank. Die gezielte Aufwertung der bestehenden und neuentstehenden Strukturen und die Einbettung in die Umgebung stehen ebenso im Fokus. Auch die Repräsentation dieser wichtigen Institution ist ein bedeutender Grundbaustein, der sich – ohne die Ökologie und Nachhaltigkeit außer Acht zu lassen, wiederfindet. Intelligent gewählte räumliche Strukturen definieren Räume, die in ihrer Nutzung und Dimension klar sind. Nachhaltige Materialien, eine klimagerechte Bepflanzung und ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept sorgen zudem für Identifikation und Atmosphäre.

Grünes Band als durchgängig offener und verbindender Freiraum – Zentrales Element ist das Grüne Band, das im Norden des Campus gleich mehrere Funktionen übernimmt. Die großzügige Grünzone mit Rasen und Staudenbereichen formuliert das grüne Entree und strukturiert den Übergang zum Hauptgebäude. Neben der visuellen Strukturierung übernimmt es die räumliche Zonierung des großzügigen, zentralen Vorbereichs, der sich vom Hauptgebäude im Süden bis hin zur Pforte im Norden erstreckt. Dabei wird der vorhandene Höhenunterschied moderat überbrückt und harmonisch in die Gesamtgestaltung integriert. Ziel ist eine starke Mitte, die räumlich und funktional für sich steht und gleichzeitig die entstehenden Ränder stärkt. Dieses Konzept erstreckt sich auch über den südlichen Campusbereich. Hier teilt sich das Band y-förmig in zwei Stränge auf und stärkt die räumlichen Bezüge zur Miquelanlage bzw. zum neuentstehenden Gastro-Pavillon. Gefasst wird das Grüne Band, das sich durch weitläufige Wiesenflächen auszeichnet, durch die dichten und raumbildenden grünen Ränder aus hainartigen Baumpflanzungen. Während die Mitte eher offen gestaltet ist, wird sie durch die starken Ränder gefasst und der visuelle Bezug zum Hauptgebäude bzw. in die Umgebung (Miquelanlage, Pavillon bzw. Pforte/Eingangsbereich) gestärkt. Zu den Rändern des Campus löst sich die am grünen Band geschlossene Baumstruktur auf und geht fließend in die angrenzenden Bereiche über.

Grünes Entree durch Offenheit und Dichte – Der nördliche Teil des Grünen Bandes besteht aus unterschiedlichen Teilbereichen. Ganz im Norden, im Zugangsbereich des Campus entsteht eine großzügige repräsentative Wasserfläche, die durch kleine, bepflanzte Inseln strukturiert wird. Die Wasserfläche wird von einer Metallkante gefasst, die nach Süden in die bestehende Topografie verläuft. Der Sicherheitszaun verläuft durch die Fläche und schmiegt sich harmonisch in die Wasserbepflanzung ein, wodurch er optisch in den Hintergrund tritt und den Blick über das Grüne Band bis hin zum Haupthaus freigibt. Die Wasserfläche dient nicht nur repräsentativen Zwecken, sondern ist wesentlicher Bestandteil eines  intelligenten Regenwassermanagements, welches in Form des Wasserbeckens in Erscheinung tritt. Ein repräsentatives, durch Blattschmuckstauden und Gräser dominiertes Kiesufer bildet den Übergang von Wasserfläche zur anschließenden Rasenfläche. Sitzgelegenheiten, die den Höhenunterschied überbrücken schmiegen sich minimalistisch in die Topografie.  Streifenförmige Beete, mit sich im Wind wiegenden Gräsern, unterstreichen die Ränder der Wiese und lenken den Blick bzw. geben der großzügigen Freifläche den nötigen strukturellen Halt, ohne sie übermöbliert wirken zu lassen. Am südlichen Abschluss der großzügigen Freifläche findet die Bepflanzung in Form eines begrünten Hangs ihr Pendant und schafft den Übergang zum Vorbereich des Hauptgebäudes, wo sich wieder Blattschmuckstauden in die Pflanzung mischen, um den repräsentativen Charakter zu unterstreichen. Nebeldüsen verdeutlichen den Bezug zur nördlichen Wasserfläche, tragen positiv zum Mikroklima bei und sind Teil des Regenwasserkonzeptes. Einzelne Gruppen aus klein- und offenkronigen Bäumen mit Blühaspekten im Frühjahr und dominierenden Herbstfärbungen strukturieren die Wiesenfläche, lenken den Blick und schaffen Rückzugsbereiche.

Die Ränder des grünen Bandes sind bewusst als Kontrast zur offenen Mitte angelegt. Auf der Westseite wird die Zufahrt zum Hauptgebäude organisiert. Diese versteht sich als Promenade, die barrierefrei Richtung Hauptgebäude ansteigt, wo Fahrzeuge und Fußgänger gleichberechtigt sind. Die Zugänge zu den neuen Gebäuden erhalten Vorzonen, die sich durch elegant in die Topografie verlaufende Treppenstufen abheben und die von einer üppigen Stauden- und Gräserpflanzung gerahmt werden. Überstanden sind diese Bereiche von einer hainartigen Struktur aus Einzelbäumen, die sich zur Mitte des grünen Bandes hin verdichten und nach Westen in eine lockere Struktur auslaufen. So gelingt der fließende Übergang zur angrenzenden Miquelanlage. Selbstverständlich fügen sich die Außenfläche der Kita und die nach Süden verlaufende, fußläufige Wegeverbindung in diese Struktur ein und verbinden die punktuellen Fitnessangebote.

Im Osten führt ein Fußweg von Süden in Richtung Norden. Auch diese Bereiche sind von Bäumen überstellt und beherbergen ebenfalls Aufenthaltsflächen und Vorzonen für die bestehenden und neuen Gebäude. In Richtung Osten leiten einzelne Bäume in die angrenzenden Bereiche über.

Visualisierung “Grüne Mitte”
Gesamtlageplan
Visualisierung “Südpark”
Visualisierung “Eingangsbereich & Vorplatz”
Schnittansicht Süd
Schnittansicht Nord

Grüner Ruheraum – ökologisch, nachhaltig und entspannend – Das Grüne Band erstreckt sich südlich des Hauptgebäudes weiter in Richtung Süden und greift die Verbindung zum Miquelweiher auf. Die begleitende Baumstruktur im Westen, löst sich auch hier zum Übergang in die Miquelanlage nach Westen hin auf. Zusätzlich beherbergt sie die fußläufige Verbindung in Form eines Weges, entlang dessen die Sportangebote  platziert sind. Während ein Abzweig des Grünen Bandes nach Südwesten zum Miquelweiher überleitet, schafft ein weiterer Abzweig die Verbindung zum südöstlichen Pavillon und der angrenzenden  Wache. Beide Abzweige werden durch einem Weg verbunden, der als Skulpturenpfad dient. Unter den zahlreichen Bäumen finden die vorhandenen und neuen Skulpturen ihren Platz. Der neue Pavillon wird an das Wegenetz angebunden und durch eine Rampenanlage mit vorgelagertem Sitzbereich zum Teil des Parks. Unter Bäumen und inmitten einer üppigen Bepflanzung lässt sich hier entspannt ein Kaffee trinken. Zudem bildet der Pavillon den räumlichen Bezug zum Kasino und greift die bestehende Topografie auf.

Räumlich klar und atmosphärisch einladend – Die klare räumliche Struktur und das verbindende grüne Band bilden das Rückgrat des Entwurfs und die Grundlage für eine repräsentative und hochwertige, sowie ökologische und nachhaltige Gestaltung. Ziel ist die Schaffung langfristig funktionierender Strukturen, die sich flexibel an sich stetig wandelnde Anforderungen anpassen können. So wird Nachhaltigkeit nicht nur zum Thema bei der Auswahl von Materialien sondern bereits bei der langfristigen Sicherung funktionierender Grundstrukturen.

Eine wesentliche, konzeptionelle  Grundstruktur bildet auch der Umgang mit anfallendem Regenwasser. Dieses wird zentral im Grünen Band gebündelt und nach Norden in eine Wasserfläche geführt, wo es gespeichert und biologisch geklärt werden kann. Überschüssiges Wasser wird in einen Reservoir unter dem Vorplatz gespeichert. Die terrassierte Landschaft des grünes Bands ist zudem in der Lage, eine gewisse Regenwassermenge zurückzuhalten. Mehrere kleine Mulden schaffen Pufferkapazitäten bei Starkregenereignissen. Im Süden wird das Wasser in den Miquelweiher geleitet. Von diesen beiden Reservoirs kann das Wasser im Bedarfsfall zur Bewässerung der Grünflächen bezogen werden. Neben großzügigen Rasen- und Wiesenflächen mit autochthonen Arten,  prägen Gräser- und Staudenbeete das Erscheinungsbild. Neben repräsentativen Eigenschaften, die vor allem optisch in Erscheinung treten, sorgen gezielt ausgewählte Arten auch für Nahrungsangebote für Insekten und Vögel. Die zur Verdichtung der Baumstruktur neugepflanzten Bäume setzen sich aus standortgerechten Zukunftsbaumarten zusammen. Eine Mischung aus verschiedenen Arten verhindert Totalausfälle bei klimabedingten Auswirkungen.

Durch und durch robust, athmosphärisch, nachhaltig – Auch bei der Materialwahl wurde Wert auf Nachhaltigkeit gelegt: Das vorhandene Natursteinpflaster soll in Kombination mit neuen, großformatigen Plattenbelägen wieder eingebaut werden. Große Teile der im Süden und Westen verlaufenden Wege sollen entsiegelt und in Form einer wassergebundenen Wegedecke ausgeführt werden. Diese speichert Regenwasser und gibt dieses gleichmäßig wieder ab, was das Mikroklima positiv beeinflusst. Abbruchmaterialien werden recycelt und nach Möglichkeit wieder eingebaut. Ein Großteil des Baumbestands bleibt erhalten und wird durch Neupflanzungen zukunftsorientiert weiterentwickelt. Auch für die Fauna werden Angebote geschaffen. Animal Aided Design zählt hierbei ebenso zur Grundlage aller Überlegungen, wie ein schonendes und durchdachtes Bodenmanagement. Durch großzügige Entsiegelung und die zukünftige Multikodierung der Nutzflächen wird der Campus nachhaltig beeinflusst. Nicht zuletzt wirken sich auch die stärkere Verschattung und das intelligente Wassermanagement positiv auf das Mikroklima aus. Durch die gezielte Auswahl neuer, reiner Materialien statt Verbundstoffen und das Recycling vorhandener Materialien können nicht nur Energiereserven, sondern auch Lebenszykluskosten eingespart werden. Das Cradle-to-Cradel-Prinzip unterstützt den Gedanken und ist fundamentaler Baustein des Gesamtkonzeptes. Ein atmosphärisch ansprechender Campus, der nicht nur Arbeits- sondern auch Lebensumfeld ist, bringt spürbar positive Effekte für das Wohlbefinden und die Gesundheit seiner Nutzer mit sich. Zudem wird durch ansprechend gestaltete Rückzugs- und Erholungsräume die Produktivität merklich gesteigert. Neben diesen Rückzugsräumen zählen hierzu auch Sport- und Fitnessangebote, Räume zur Entspannung und Möglichkeiten für kulturelle Zwecke, wie der Skulpturenpfad oder multifunktional bespielbare Platz- und Rasenflächen.

Sicherheit und Inklusion auf ganzer Linie,- effektiv, ansprechend und identitätsstiftend – Auch das Sicherheitsempfinden spielt eine zentrale Rolle. Trotz zusätzlicher Baum- und Staudenpflanzung bleiben alle Bereiche einsehbar und offen. Der Sicherheitszaun, der das gesamte Areal umgibt, wird optisch in die Pflanzungen integriert und durch zusätzliche topografische Umformungen des Geländes harmonisch eingebettet. Ein intelligentes Beleuchtungskonzept reagiert auf artenschutzfachliche Belange, sorgt gleichzeitig aber für die sicherheitsrelevante Grundausleuchtung. Hierzu kommen Mastleuchten zum Einsatz, deren Strahler individuell auf die jeweilige Situation ausgerichtet werden können. Gobo-Strahler sorgen für die blendfreie und gerichtete Ausleuchtung der Gebäude. Lichtleisten entlang von Stufen und einzelne Baumstrahler sorgen für die atmosphärische Ausleuchtung und schaffen auch in den Abendstunden ein wohliges und repräsentatives Erscheinungsbild.

Alle Wege- und Platzflächen wurden barrierefrei gestaltet. Rampenanlagen sorgen für den Zugang zum Grünen Band und dem Pavillon im Süden des Areals. Auch die Fitnessangebote sind für mobilitätseingeschränkte Personen nutzbar. Vorhandene Querungsstellen werden durch entsprechende Indikatoren markiert und ein Leitsystem ermöglicht die taktile Erschließung des Campus.

Insgesamt entsteht ein Campus der nicht nur Arbeitswelt, sondern vor allem zur Lebenswelt werden kann und repräsentative Zwecke genauso wie ökologische Belange gleichermaßen erfüllt!

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