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Die Grüne Strandschrecke im Naturschutz – ein Artenportrait

17. Dezember 2025

Die Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus) ist nicht nur ein seltener Gast unter den Heuschrecken, sondern auch ein wertvoller Indikator für naturnahe, dynamische Lebensräume. Ihr Vorkommen zeigt, dass sich offene, sandige Strukturen mit hoher Standortvielfalt erfolgreich entwickeln.

Als wärmeliebende Art besiedelt sie bevorzugt Pionierflächen mit lückiger Vegetation, also genau jene Biotope, die durch gezielte Maßnahmen geschaffen und durch angepasste Pflege in einem guten Zustand erhalten werden können.

Insbesondere im Rahmen der Aufwertung von Kompensationsflächen und Umsetzung von Ökokonto-Maßnahmen spielt die grüne Strandschrecke eine wichtige Rolle. Um die Art fachlich nachzuweisen, werden gezielt Flächen mit arttypischer Lebensraumausstattung aufgesucht, Individuen gefangen, der Fund dokumentiert und auf einer Karte lokalisiert. Der Nachweis trägt zur ökologischen Bewertung der Ausgleichs- bzw. Ökokontomaßnahmefläche bei. Er ermöglicht eine Einschätzung, ob sich die angelegten Biotope wie geplant entwickeln und der Zielzustand erreicht wird.

Lebensraumansprüche und Verbreitung:

Die Grüne Strandschrecke besiedelt bevorzugt wechselfeuchte, spärlich bewachsene Lebensräume in unmittelbarer Nähe zu Gewässern. Neben feuchten Uferzonen nutzt die Art aber auch trockene Flächen wie Ruderalstandorte, Steinbrüche und Kiesgruben oder Schotterflächen, sofern diese ähnliche Standortbedingungen bieten. Charakteristisch für diese Standorte sind ihre hohe Wärmeexposition und die lückige Vegetation – beides entscheidende Faktoren für die Entwicklung der Larven und das Vorkommen ausgewachsener Tiere.

Merkmale:

Schlank gebaut, meist grünlich gefärbt und mit auffallend langen Flügeln ausgestattet – diese Heuschrecke fällt vor allem durch ihre elegante Erscheinung auf. Besonders bei den Männchen sind auch graue oder braune Farbvarianten häufig zu beobachten. Die Flügel überragen die Knie deutlich und reichen bis zur halben Länge der kräftigen Hinterschenkel. Ein weiteres charakteristisches Merkmal sind die Hinterschienen: Sie zeigen unterhalb des Knies meist helle oder gelbliche Töne, gelegentlich auch ein bläuliches Schimmern, und färben sich zum Fuß hin gelb bis rot.

Gefährdung:

Infolge von Sukzession, Urbanisierung und Aufforstung sind viele dieser Lebensräume stark zurückgegangen. Der langfristige Bestandstrend der Art wird daher als mäßig rückläufig eingestuft. Dennoch zeigen aktuelle Daten eine deutliche kurzfristige Zunahme (+93 %), was auf eine klimabedingte Ausbreitung in der Oberrheinebene und angrenzenden Regionen hindeutet. Ob dieser positive Trend anhält, hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit geeigneter Habitate ab.

Schutz und Förderung:

Für den Erhalt der Art sind gezielte Maßnahmen notwendig: Dazu zählen die Pflege feuchter Wiesen und natürlicher Uferzonen sowie eine regelmäßige Mahd oder extensive Beweidung. Nur durch die Sicherung und Entwicklung geeigneter Lebensräume kann die Grüne Strandschrecke langfristig geschützt und ihre ökologische Funktion als Indikatorart erhalten werden.