Eidechse ist nicht gleich Eidechse
30. Mai 2025
Im Rahmen einer Umweltbaubegleitung für die Erschließung eines Gewerbegebiets hat bhmp dieses Jahr das erste Mal ein Vorkommen der eingeschleppten Ruineneidechse (Podarcis siculus) bestätigt. Etablierte Vorkommen der nicht einheimischen Reptilienart sind bereits seit einigen Jahren aus dem Raum Karlsruhe bekannt. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Art reicht von Italien, der nördlichen Adriaküste, Korsika und Sardinien bis zum europäischen Teil der Türkei. Die Ruineneidechse bewohnt eine Vielzahl von Lebensräumen, darunter trockene Küstengebiete, Steinmauern, Ruinen und Gärten. Im natürlichen Verbreitungsgebiet ist die Ruineneidechse streng geschützt (Anhang IV der FFH-Richtlinie), wenn auch nicht im Bestand gefährdet. Der artenschutzrechtliche Status der Art in Deutschland ist noch nicht endgültig geklärt. Bis dahin unterliegen Ruineneidechsen nach Aussage des Regierungspräsidiums Karlsruhe ebenso wie die meisten heimischen Reptilienarten dem Schutzbereich des § 44 Abs. 1 BNatSchG, sodass bei einer Betroffenheit (Vermeidungs-) Maßnahmen durchzuführen sind.

Auch bei der einheimischen Mauereidechse (Podarcis muralis) gibt es eingeschleppte Unterarten. Zur Bestimmung von Mauereidechsen-Unterarten werden in manchen Projekten sogar DNA-Proben entnommen und in ein externes Labor geschickt. Rechtlich gesehen sind zwar alle Mauereidechsen bzw. Unterarten streng geschützt, aber viele Untere Naturschutzbehörden und andere Fachkreise fordern eine Differenzierung hinsichtlich dem Umgang der Vorkommen bei Ausgleichsmaßnahmen: Mittlerweile kommt es zur Verdrängung der einheimischen Mauereidechse durch mehrere eingeschleppte Mauereidechsen-Unterarten aus verschiedensten genetischen Linien wie z. B. der Südalpen-Linie (Podarcis muralis maculiventris-West) oder der Westfranzösischen Linie (Podarcis muralis brogniardii). Für diese nicht-heimischen Mauereidechsen müssen – nach Zustimmung der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde – im Rahmen von Bauprojekten keine Ausgleichshabitate angelegt werden, um die eingeschleppten Populationen nicht zusätzlich zu fördern. Trotzdem werden selbstverständlich Vermeidungsmaßnahmen durchgeführt, damit die Tiere nicht getötet werden.
